Kommentar von -Präsident Dr. Ingo Friedrich, 06.01.2025
Europa 2025: Überleben in einer Welt zwischen Autokraten und Machtspielen
Die globale Ordnung scheint sich zunehmend von den Prinzipien eines regelbasierten Systems zu entfernen. Autokratische Führer wie Wladimir Putin, Xi Jinping oder Recep Tayyip Erdoğan sowie populistische Politiker wie Donald Trump prägen die internationale Bühne. Ihr Politikstil basiert auf nationalem Eigennutz, der internationale Abkommen ignoriert und eine Ära der Unordnung einleitet, geprägt von Machtstreben und Dominanzkämpfen.
Rückkehr des Rechts des Stärkeren
Die Vision einer stabilen Weltordnung, gestützt auf Institutionen wie die Vereinten Nationen, die Welthandelsorganisation oder die Europäische Union, gerät ins Wanken. Anstelle von Verhandlungen und Multilateralismus dominieren wieder nationale Stärke und Egoismus. Diese Entwicklung bedroht den globalen Fortschritt und führt zu einer Welt, in der wirtschaftlich und militärisch Schwächere gezwungen sind, sich zu fügen. Die „Friedensdividende“ vergangener Jahrzehnte scheint endgültig verloren.
Die hohen Kosten des Chaos
Auch für die vermeintlich Mächtigen hat dieser Weg Konsequenzen. Wirtschaftliche Isolation, hohe Kosten militärischer Konflikte und der Verlust internationaler Glaubwürdigkeit schmälern langfristig ihre Stärke. Gleichzeitig bilden sich Gegenkoalitionen, die die Dominanz infrage stellen. Solche Entwicklungen könnten langfristig die Erkenntnis fördern, dass eine kooperative Weltordnung für alle vorteilhafter ist. Bis dahin droht jedoch eine turbulente Übergangszeit voller Unsicherheit.
Europas Behauptung in einer zerklüfteten Welt
Europa steht vor der Herausforderung, sich in dieser unsicheren Welt zu behaupten und seine Werte zu bewahren. Die wichtigsten Handlungsfelder sind:
- Innere Einheit stärken: Nur ein geeintes Europa kann als glaubwürdiger Akteur auftreten. Politische, wirtschaftliche und militärische Fähigkeiten müssen ausgebaut werden.
- Regelbasierte Ordnung verteidigen: Europa sollte sich als Hüter internationaler Normen präsentieren und Allianzen mit gleichgesinnten Partnern stärken.
- Wirtschaftliche Resilienz fördern: Unabhängigkeit in strategischen Bereichen wie Energie, Technologie und Lieferketten ist essenziell, um Erpressbarkeit zu verhindern.
Ein Rückzug aus den globalen Konflikten mag verlockend erscheinen, doch er ist völlig unrealistisch. In einer Welt, die von Machtspielen und aggressiven Akteuren dominiert wird, muss Europa entschlossen und klug handeln.
Stärke und Zusammenhalt als Schlüssel
Europas Überlebensstrategie liegt in einem geschlossenen Auftreten und der Bereitschaft, in wirtschaftliche und militärische Stärke zu investieren. Nur so kann der „European Way of Life“, geprägt von Freiheit, Demokratie und Wohlstand, erhalten bleiben. Diese Opfer sind notwendig, um die Errungenschaften des Kontinents zu sichern.
Vorbereitung auf mögliche Herausforderungen
Europa muss aktiv mögliche Szenarien analysieren und vorbereitet sein:
- Konflikte zwischen den USA und China: Kann Europa als Vermittler auftreten und zur Deeskalation beitragen?
- Allianzen zwischen China und Russland: Wie sollte Europa reagieren, wenn diese Mächte geschlossen Druck ausüben?
- Russlands Zukunft: Während Putin von einem „eurasischen Reich“ träumt, könnte Europas Ziel ein zivilisiertes Russland sein, das mit der EU für globale Stabilität eintritt.
In Zeiten des Umbruchs birgt jede Herausforderung auch Chancen. Europa muss bereit sein, diese zu nutzen und gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Europas globale Botschaft
Neben der Stärkung der eigenen Position muss Europa eine klare Vision vermitteln:
„Europa steht für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Wohlstand.“
Mit innerer Stärke und einer überzeugenden Botschaft kann Europa seine Führungsrolle behaupten und einen Beitrag zur Stabilisierung der Welt leisten.